Seho steht für second home, zweites Zuhause...früher da war man so oft unter dem Sternenhimmel, da kam es auf einmal mehr gar nicht mehr darauf an.
Damals im alten Fischerhaus gebaut von Johann Hinrich Willwater meinem Urgroßvater war die Welt noch in Ordnung. Mein Großvater Hans hatte es nach dem Tode seines Vaters geerbt, viel Platz war da, im Zweifel wurde eben ein wenig zusammengerückt.
Das Haus bot für 3 Familien Platz, Oma war auch an Bord und wir waren insgesamt 9 Kinder sowie Schäferhund Hasso und Kater Peter. Es war immer Leben in der Bude.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, mein Vater und mein Onkel hatten reichlich Backdorsche gefangen, das waren die Lütten oder Kleinen, Oma hatte etliche abgekocht und zu Fischfrikadellen verarbeitet. Sie hatte fast 200 Frikadellen gebacken, die Kinder aus der Nachbarschaft standen Schlange und jeder bekam eine in die Hand gedrückt. Wat giv dat.. Frikadellos!
So war das eben, es hatte auch niemand irgendwelche Unverträglichkeiten. In der Nachbarschaft kannte auch jeder einfach jeden.
Schöne Zeit, wenn mit der Zeit ein Nachbar ein Auto bekam, ja dann standen mindestens 50 Leute um das Vehikel herum, bestaunten dat Ding auf 4 Rädern.
Als Jung von der Hafenkante lernte man sehr viel, man brauchte selten einen Zettel, was man besorgen sollte das vergas man einfach nicht. So war dat eben!
Die Reise zum Ballastberg!
Die Silkbucht ist gut 6 Seemeilen vom Schlutuper Hafen entfernt.
Zum Anfang der Bucht ist der Ballastberg, keine Ahnung warum das so ist oder heißt. Mit dem Kahn einfach die Trave Richtung Travemünde tuckern. Auf den Hangweiden standen dort immer recht viele schwarzweiße Rindviecher. Am Rande erwähnt, grins.
Mein Vater kam auf die Idee wir können ja mal zum Zelten und Baden zum Ballastberg uns zusammen aufmachen. Die Tage im Sommer 1970 waren immer schön angenehm und warm. Wir hatten alle die typische Sommerbräune der Seeleute, das Gesicht bis zum Nackenansatz sowie die Arme waren gut gebräunt. Und manchmal auch die Beine.
Unser 8 Meter Eichenkahn wurde mit allen notwendigen Dingen, Segel, Proviant, Futter und Getränk beladen. Mit von der Partie war mein Freund Hartmut und mein Vetter.
Wir tuckerten in Richtung Ballastberg, gaben dem Farymann (robuster Bootsmotor) die Sporen. Er schnurrte wie am Band und brachte uns unserem fix Ziel entgegen. Alles dort am Ufer ausgeladen und aufgebaut. Gerne meine kleine Handskizze bestaunen.
Mein Vater trug uns auf wir sollten getrocknete Kuhfladen sammeln, die Kuhfladen dann am Lagerfeuer auftürmen, stapeln. Kuhfladen ist wirklich ein prima Brennmaterial. Wir genossen diese Tour unter Männern und lernten viel neues dazu. Das Zelt aus einem Segel gebaut war ein prima Second Home (Zweitwohnsitz) unter dem Sternenhimmel.
Wir brutzelten am Feuer ne Wurst und genossen die Freiheit. Wenn ich heute am Ufer der Trave sitze ins Wasser schaue, dann fallen mir so viele Dinge ein, war das Leben unkompliziert und einfach schön. Deswegen gibt dat auch hin und wieder eine Geschichte oder Erzählung, tut nicht weh, kostet nix.
Man wuchs in die Aufgaben des Lebens hinein, wollte man etwas ausprobieren wo man noch eindeutig zu jung für war, da kam auch mal die bestimmende Ansage, warte erst bist du das darfst oder alt genug bist.
So ist dat eben... abwarten eben... der Tag schneller als man dachte.