Tochterverein der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit gegr. 1789

Spaziergang in Schlutup

Eine vielseitige Landschaft mit Wald, Mooren und reichlich Geschichte

Zwei begeisterte Heimatkundler zeigen ihre Lieblingswege durch Schlutup - wo man jeden Tag eine neue wunderschöne Tour entdecken kann, wenn man will.

Günter Steffen (l.) und Ernst-Otto Reimann am Schlutuper Mühlenteich: Hier starten viele Wanderungen.Günter Steffen (l.) und Ernst-Otto Reimann am Schlutuper Mühlenteich: Hier starten viele Wanderungen.Quelle: Fotos: Wolfgang Maxwitat Schlutup

„Das ist der schönste Ort der Welt“, sagen gebürtige Schlutuper über Schlutup. Deshalb sind sie auch eng verwurzelt mit ihrer nahen Heimat. Und die ist wirklich wunderschön. Ernst-Otto Reimann, Hobby-Botaniker, und Günter Steffen, der sich leicht ironisch „Dorfgrafiker“ nennt, sind häufig auf den Pfaden rund um Schlutup unterwegs, weil es auf ihnen „immer wieder Neues zu entdecken gibt“.

Auf diesem Weg entdecken Sie Schlutup:

Tipp: Smartphone-Benutzer können die Karte hier direkt in voller Größe öffnen!

Tipps für den Spaziergang durch Schlutup

Die Wanderungen in der Region Schlutup startet man am besten vom Schlutuper Markt oder von der Ottostraße aus, die von der Wesloer Straße abzweigt.

Dauer/Länge: Wanderungen von einem bis zehn Kilometer Länge sind möglich. Die Wanderzeit beträgt bis zu vier Stunden. Zwischen Schlutup und Palingen gibt es viele ausgewiesene Reitwege.

Wege: Festes Schuhwerk ist sinnvoll, auf dem Großteil des Wegenetzes hat man mit Kinderwagen kaum Probleme.

Parken: Parkmöglichkeiten gibt es unter anderem am Schlutuper Markt und im Bereich Wesloer Straße. Alt-Schlutup sollte man mit dem Auto meiden.

Öffentliche Verkehrsmittel: Die Buslinie 11 fährt zum Schlutuper Markt.

Einkehrmöglichkeiten: Nach der Wanderung kann man in den Restaurants des Seglervereins am Hafen oder des TSV Schlutup am Palinger Weg nahe des Freibades einkehren. Es gibt im Ort mehrere kleinere Lokale und griechische Gaststätten sowie das Café der Bäckerei Schüler an der Ecke Mecklenburger Straße/Wesloer Straße. 

Museum: Lohnenswert ist ein Besuch der Grenzdokumentationsstätte im alten Grenzgebäude in der Mecklenburger Straße 12. Öffnungszeiten: freitags und sonnabends 14 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr.

Die beiden 70-Jährigen, engagierte Mitstreiter im Gemeinnützigen Verein, stehen am Schlutuper Mühlenteich und wissen so viel von diesem historischen Gewässer, als hätten sie selbst den Mühlenbach aufgestaut und den auch Dovensee genannten flachen Teich geschaffen. Und so bleibt natürlich nicht unerwähnt, dass die Lübecker Senatoren Anfang 1700 auf Büttenpapier schreiben durften, weil die Schlutuper es ihnen ermöglichten. Denn das Papier wurde in der dortigen Papiermühle geschöpft.

Der Lieblings-Spaziergang, den Reimann und Steffen präsentieren, ist eigentlich ein dickes Bündel abwechslungsreicher Touren. Für Langstrecken-Wanderer beginnt der Weg am Schlutuper Markt und endet irgendwo in der Palinger Heide oder im Wesloer Forst — seit über 25 Jahren bremst keine Mauer mehr die Wanderfreude.

Wo sind die schönsten Ecken, auf die Spaziergänger stoßen? Die beiden Heimatkundler kennen nur schöne Ecken. Sie schauen über die Schlutuper Wiek und sind glücklich. „Es ist ein wunderbares Bild, wenn man Richtung Travemünde und nach Mecklenburg blickt,“ sagt der Chemie-Ingenieur Reimann, der 28 Jahre lang an der Fachhochschule Lübeck tätig war. Der Hobby-Botaniker freut sich, wenn er an den Uferkanten den Strandwegerich, das Milchkraut und die Meersimse findet. Dort, wo Brackwasser an den Strand schwappt, gedeihen diese Pflanzen. Die Schlutuper Wiek erinnere ihn an die Schlei, schwelgt Grafiker Steffen.

Jeden Tag eine neue Tour. In Schlutup ist das möglich. „Und wohin soll‘s denn gehen?“, bittet ein ziemlich Unkundiger um einen Geheimtipp. Die beiden Schlutuper antworten ohne Schrecksekunde:

Natürlich zunächst zur Schlutuper Wiek, dann durch die Gassen von Alt-Schlutup, hin zum Mühlenteich, von dort aus kreuz und quer zum Speckmoor und in die Schwarze Heide. Und wer dann immer noch nicht fußlahm ist, der macht sich auf den Weg zu den Schlutuper Tannen, zur Schwedenschanze, Palinger Heide und zum Wesloer Moor. Schlutups grünes Herz, sagen Naturfreunde, schlägt in der Speckmoorniederung. Dort, so heißt es im Erholungsführer „Lübeck natürlich!“, „schlängelt sich nicht selten die Ringelnatter am Ufer entlang“.

Ernst-Otto Reimann lädt häufig zu Spaziergängen rund um Schlutup ein und erzählt dann von der Lebensgeschichte der Landschaft: „Die bildete sich während der letzten Eiszeit aus. Das Ergebnis sind sandige, kiesige Hügel als Randgebiete vordringender Eismassen. Nach dem Rückzug des Eises, begleitet vom Abfließen des Schmelzwassers, bildeten sich in den Niederungen Moore wie Speckmoor, Depenmoor, Wesloer Moor und Müllermoor.“

Wer in den Schlutuper Schutzgebieten wandert, erschließt sich eine naturnahe, vielseitige Landschaft: Brachland, das auf jahrzehntelang ungenutzten Industrieflächen entstand und wenig genutzte Mähwiesen und Pferdeweiden. Viele kleine Waldstücke, ein naturnahes Traveufer und großflächige Feuchtgebiete bereichern diesen kostbaren Lebens- und Erholungsraum.

Wer mit Ernst-Otto Reimann rund um Schlutup wandern möchte, den nächsten Termin erfahren Sie in unserem Veranstaltungskalender. Anmeldungen nimmt Reimann unter Telefon 0451/ 69977 oder per E-Mail an ernst-otto.reimann@travedsl.de entgegen.

Torsten Teichmann

Quelle: Lübecker Nachrichten 29.06.2015